WählerGruppe  Remagen

Bürger für Bürger

05.05.2019 


Beispiel Internet DSL im Finkenweg in Oedingen – in fast 250 Meter Entfernung von der Vermittlungsstelle werden die erhöhten Übertragungsgeschwindigkeiten problemlos erreicht. (Copyright privat)

Ist schnelles Internet wirklich wichtig?

Einige werden sich noch erinnern, wie hart wir in 2009 und 2010 um den Internet DSL Ausbau in Oedingen kämpfen mussten. Seit 2010 haben wir 50 MBit/s in meist guter Qualität zur Verfügung, das ist mehr als in vielen anderen Ortschaften in ähnlich ländlicher Lage wie Oedingen.

In Oedingen hat die Deutsche Telekom nochmal nachgelegt und die Übertragungsgeschwindigkeit mittels der Vectoring-Technologie auf über 100 MBit/s erhöht, auch die Upload Geschwindigkeit ist von 10 auf 40 MBit/s gestiegen. Um diese Geschwindigkeiten nutzen zu können, sind eventuell ein neuer Router und eine Tarifumstellung erforderlich.

Die Grenze der maximal möglichen Übertragungsgeschwindigkeit über das normale Telefonkabel liegt aktuell bei 250 MBit/s, mehr wird dann nach aktuellem Stand der Technik nur per Glasfaser oder Mobilfunk möglich sein.

Warum ist das überhaupt wichtig, ist nicht die aktuelle Übertragungskapazität schon mehr als ausreichend für alle Anwendungsfälle von Privatkunden? Den Unterschied zwischen 50 und 100 MBit/s spürt man doch beim normalen Internet-Surfen kaum oder gar nicht?

Surfen, eMails schreiben, Filme schauen, sich in sozialen Netzwerken austauschen: diese Anwendungen kennt wohl fast jeder, allein dort steigen die Ansprüche an Qualität und Menge immer weiter. Es werden aber in den nächsten Jahren noch andere Anwendungen dazukommen und gerade die nicht so leistungsstarken Verbindungen im ländlichen Raum stark auslasten.

Die „digitale Sprechstunde“, also das Gespräch zwischen Arzt und Patient per Videochat direkt von zu Hause aus, wurde schon eingeführt und wird teilweise auch von gesetzlichen Krankenkassen getragen.

Ähnlich werden bald Beratungsgespräche bei der Bank ablaufen: das klassische Gespräch in einer Bankfiliale (welche immer weiter entfernt sein werden durch die Schließung von kleineren Filialen wie jüngst in Unkelbach) wird ersetzt durch einen Videochat zwischen Kunde und einem Bankberater der sich irgendwo in oder auch außerhalb von Deutschland aufhalten kann.

Immer mehr Arbeitnehmer arbeiten teilweise oder ganz von zu Hause aus (die sogenannten „Remote Worker“ im „Home Office“), der dafür erforderliche Datenverkehr ist beträchtlich. Für diese Menschen ist es ein Standortfaktor ob die notwendige Internet Infrastruktur am Wohnort vorhanden ist.

Bürgermeister Ingendahl hat Digitalisierung der Verwaltung als ein Kernthema genannt, auch da ist in den nächsten Jahren sicher einiges zu erwarten, dass die Zusammenarbeit zwischen Bürgern und Verwaltung vereinfachen und beschleunigen wird – immer unter der Voraussetzung, dass allen ein entsprechender Internetanschluss zu geringen Kosten zur Verfügung steht.

Es gibt noch viel mehr Bespiele und Ideen: das Vereinsleben kann davon profitieren dass Termine und Veranstaltungen auf einen Blick allen leicht zugänglich gemacht werden, ein zentrales Verzeichnis aller Whatsapp-Gruppen im Dorf kann die Kommunikation erleichtern, Mitfahrgelegenheiten können über eine gemeinsame Plattform angeboten und gebucht werden, Autos und andere Fortbewegungsmittel können gemeinsam genutzt werden (z.B. Car Sharing), lokale Tauschbörsen können bei privaten Bauprojekten und Gartenarbeit helfen, und höhere Ansprüche an Sicherheitstechnik und Smart Home Installationen werden ebenfalls mehr digitale Infrastruktur in ländlichen Regionen erforderlich machen.

Aber führen die modernen Medien nicht zu noch mehr Vereinsamung und lassen die Ortskerne und das Vereinsleben womöglich weiter verkümmern? Holger Kowalewski, für die WGR Ortsvorsteherkandidat in Oedingen: „Das sind uralte Vorurteile, tatsächlich trägt Kommunikation zwischen Menschen immer dazu bei, das soziale Miteinander zu vertiefen und zu erweitern. Ob Menschen Briefe schreiben, miteinander telefonieren oder sich in einem sozialen Netzwerk verabreden ist nicht so wichtig, viel wichtiger ist, dass sie überhaupt voneinander erfahren, sich kennenlernen und sich dann ggf. auch persönlich treffen, unter anderem um gemeinsamen Interessen nachzugehen, zum Bespiel in einem der vielen Vereine“

Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang auch der Sicherheitsaspekt; nicht jeder möchte einfach seine persönlichen Daten Unternehmen wie Facebook oder Google zur Verfügung stellen, schon gar nicht besonders schützenswerte Daten zur gesundheitlichen oder finanziellen Situation.

Schon heute wickeln die meisten Unternehmen längst auch streng vertrauliche Meetings als Videokonferenzen über Systeme mit entsprechender Verschlüsselung ab, die Technik ist vorhanden und ausgereift. Immer seltener wird IT-Expertenwissen benötigt, um diese Technologien optimal einsetzen zu können.

Ist schnelles Internet also wirklich wichtig? Ja, denn der Fortschritt in diesem Bereich kommt sowieso, es ist wichtig sich davon nicht überrollen und später womöglich abhängen zu lassen, sondern den Fortschritt aktiv im Sinne aller mitzugestalten.

Eine Aufgabe von Politik und Verwaltung muss sein, an den Anbietern dranzubleiben, sich immer wieder bemerkbar zu machen – kleinere Dörfer und Stadtteile sind aus Sicht der Anbieter oft wirtschaftlich nicht lukrativ, Anbieter werden von sich aus immer zuerst die Ballungszentren und Stadtgebiete bevorzugen. Die erfolgreiche DSL Erschließung in Oedingen vor knapp 10 Jahren hat gezeigt, dass im Dialog mit Anbietern und Politik auch andere Wege beschritten werden können.

Es muss auch nicht alles allein auf kommunaler Ebene gestemmt werden, es gibt beim Land Rheinland-Pfalz und beim Bund vielfältige Möglichkeiten sich über neue Entwicklungen und Förderprogramme zu informieren.

Die WählerGruppe Remagen (WGR) wird sich weiter dafür einsetzen, das Thema für alle Remagener Stadtteile weiter voranzutreiben.


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